Astrow. Wenn Sie mir mal die Ehre geben wollen, vielleicht mit Sofia Alexandrowna zusammen, werde ich mich aufrichtig freuen.
Ich habe nur ein ganz kleines Anwesen, höchstens dreißig Deßjatinen, aber dafür besitze ich, wenn Sie das interessiert, einen wahren Mustergarten und ein Baumschule, wie man sie auf tausend Werst in der Runde nicht wieder findet. Dicht daneben liegt die Kronsforstei … Der Förster ist alt und ewig krank … da hab' ich dann eigentlich die ganze Sorge für den Forst auf dem Halse.
Helena Andrejewna. Man sagte mir schon, daß Sie den Wald sehr lieben. Das mag alles recht nützlich sein, was Sie für ihn tun, aber behindert Sie das nicht in Ihrem eigentlichen Berufe? Sie sind doch Arzt!
Astrow. Der Himmel allein weiß, was unser eigentlicher Beruf ist.
Helena Andrejewna. Und ist's interessant?
Astrow. O ja, die Suche ist interessant.
Wojnizki ironisch. Sehr interessant.
Helena Andrejewna zu Astrow. Sie sind doch noch ein junger Mann, dem Aussehen nach nu, sagen wir sechs-, siebenunddreißig … Ich glaub's gar nicht, daß es Sie so stark interessiert, wie Sie sagen. Immer nur Wald und Wald … das muß doch eintönig sein!
Sonja. Nein, es ist wirklich interessant. Jedes Jahr pflanzt Michail Lwowitsch junge Bäumchen aus, und er hat auch schon einen bronzene Medaille und ein Diplom bekommen. Er arbeitet auch dagegen, daß man den alten Wald gar zu sehr verwüste. Wenn Sie ihn hören, werden Sie ihm vollkommen recht geben. Er sagt, daß die Wälder ein Schmuck der Erde sind, daß den Menschen das Schöne begreifen lehren und ihn für erhabene Stimmungen empfänglich machen. Die Wälder mildern das strenge Klima, in Ländern mit mildem Klima aber braucht der Mensch nicht so viel Kraft auf den Kampf mit der Natur zu verwenden, und darum ist er dort sanfter, liebenswürdiger, schöner, impulsiver. Seine Stimme ist wohlklingender, seine Bewegungen sind graziöser. Wissenschaften und Künste blühen in solchen Ländern, ihre Philosophie predigt die Lebensfreude, die Beziehungen zur Frau sind vom Geiste der Schönheit geadelt …
Wojnizki lachend. Bravo, bravo! Das ist alles sehr hübsch gesagt, aber nicht überzeugend, zu Astrow und so wirst du mir schon gestatten, lieber Freund, daß ich wie bisher meine Öfen mit Holz heize und meine Speicher aus Holz baue.
Astrow. Du kannst die Öfen ebensogut mit Torf heizen und die Speicher aus Steinen bauen. Ich will nichts weiter sagen, wenn man den Wald aus Not niederschlägt, aber muß er darum verwüstet werden? Die russischen Wälder krachen unter dem Beil, Milliarden von Bäumen gehen zugrunde, das Wild, die Vögel, gehen ihrer Wohnstätten verlustig, die Flüsse versanden und trocknen aus, die herrlichsten Landschaften schwinden für immer dahin – und alles nur darum, weil der Mensch zu gedankenlos und zu träg ist, um sich zu bücken und sein Heizmaterial aus der Erde heraufzuholen. Zu Helena Andrejewna. Habe ich nicht recht, meine Gnädige? Man muß wirklich ein ganz unverständiger Barbar sein, um diese Schönheit, diese Pracht, im Ofen zu verbrennen, um zu vernichten, was man nicht wieder schaffen kann. Der Mensch besitzt Verstand und schöpferische Kraft, um das zu vermehren, wessen er bedarf – bisher jedoch hat er nichts geschaffen, sondern immer nur zerstört. Immer mehr schwinden die Wälder zusammen, das Klima hat sich verschlechtert, und unser Land wird immer armseliger, immer unansehnlicher. Zu Wojnizki. Du siehst mich ironisch an – was ich sage, scheint dir nicht im Ernst gesagt … nun, vielleicht ist's wirklich nichts weiter als eine Schrulle; wenn ich aber an den Bauernwäldchen vorübergehe, die ich vor dem Niederschlagen gerettet habe, oder wenn ich das Rauschen meines jungen Waldes höre, den ich mit meinen eigenen Händen gepflanzt habe – dann sage ich, daß das Klima meines Vaterlandes doch auch ein klein wenig in meiner Gewalt ist, und daß, wenn in tausend Jahren die Menschen sich glücklich fühlen werden, auch ich an der Begründung ihres Glücks ein klein wenig teilhaben werden. Wenn ich eine junge Birke pflanze und dann sehe, wie sie sich im Winde wiegt, dann erfüllt Stolz meine Seele, und ich … Er sieht den Arbeiter, der ihm auf einem Präsentierteller ein Glas Branntwein reicht. Indessen … trinkt es ist Zeit für mich. Das alles ist wohl nur eine Schrulle von mir. Habe die Ehre.
Ich habe nur ein ganz kleines Anwesen, höchstens dreißig Deßjatinen, aber dafür besitze ich, wenn Sie das interessiert, einen wahren Mustergarten und ein Baumschule, wie man sie auf tausend Werst in der Runde nicht wieder findet. Dicht daneben liegt die Kronsforstei … Der Förster ist alt und ewig krank … da hab' ich dann eigentlich die ganze Sorge für den Forst auf dem Halse.
Helena Andrejewna. Man sagte mir schon, daß Sie den Wald sehr lieben. Das mag alles recht nützlich sein, was Sie für ihn tun, aber behindert Sie das nicht in Ihrem eigentlichen Berufe? Sie sind doch Arzt!
Astrow. Der Himmel allein weiß, was unser eigentlicher Beruf ist.
Helena Andrejewna. Und ist's interessant?
Astrow. O ja, die Suche ist interessant.
Wojnizki ironisch. Sehr interessant.
Helena Andrejewna zu Astrow. Sie sind doch noch ein junger Mann, dem Aussehen nach nu, sagen wir sechs-, siebenunddreißig … Ich glaub's gar nicht, daß es Sie so stark interessiert, wie Sie sagen. Immer nur Wald und Wald … das muß doch eintönig sein!
Sonja. Nein, es ist wirklich interessant. Jedes Jahr pflanzt Michail Lwowitsch junge Bäumchen aus, und er hat auch schon einen bronzene Medaille und ein Diplom bekommen. Er arbeitet auch dagegen, daß man den alten Wald gar zu sehr verwüste. Wenn Sie ihn hören, werden Sie ihm vollkommen recht geben. Er sagt, daß die Wälder ein Schmuck der Erde sind, daß den Menschen das Schöne begreifen lehren und ihn für erhabene Stimmungen empfänglich machen. Die Wälder mildern das strenge Klima, in Ländern mit mildem Klima aber braucht der Mensch nicht so viel Kraft auf den Kampf mit der Natur zu verwenden, und darum ist er dort sanfter, liebenswürdiger, schöner, impulsiver. Seine Stimme ist wohlklingender, seine Bewegungen sind graziöser. Wissenschaften und Künste blühen in solchen Ländern, ihre Philosophie predigt die Lebensfreude, die Beziehungen zur Frau sind vom Geiste der Schönheit geadelt …
Wojnizki lachend. Bravo, bravo! Das ist alles sehr hübsch gesagt, aber nicht überzeugend, zu Astrow und so wirst du mir schon gestatten, lieber Freund, daß ich wie bisher meine Öfen mit Holz heize und meine Speicher aus Holz baue.
Astrow. Du kannst die Öfen ebensogut mit Torf heizen und die Speicher aus Steinen bauen. Ich will nichts weiter sagen, wenn man den Wald aus Not niederschlägt, aber muß er darum verwüstet werden? Die russischen Wälder krachen unter dem Beil, Milliarden von Bäumen gehen zugrunde, das Wild, die Vögel, gehen ihrer Wohnstätten verlustig, die Flüsse versanden und trocknen aus, die herrlichsten Landschaften schwinden für immer dahin – und alles nur darum, weil der Mensch zu gedankenlos und zu träg ist, um sich zu bücken und sein Heizmaterial aus der Erde heraufzuholen. Zu Helena Andrejewna. Habe ich nicht recht, meine Gnädige? Man muß wirklich ein ganz unverständiger Barbar sein, um diese Schönheit, diese Pracht, im Ofen zu verbrennen, um zu vernichten, was man nicht wieder schaffen kann. Der Mensch besitzt Verstand und schöpferische Kraft, um das zu vermehren, wessen er bedarf – bisher jedoch hat er nichts geschaffen, sondern immer nur zerstört. Immer mehr schwinden die Wälder zusammen, das Klima hat sich verschlechtert, und unser Land wird immer armseliger, immer unansehnlicher. Zu Wojnizki. Du siehst mich ironisch an – was ich sage, scheint dir nicht im Ernst gesagt … nun, vielleicht ist's wirklich nichts weiter als eine Schrulle; wenn ich aber an den Bauernwäldchen vorübergehe, die ich vor dem Niederschlagen gerettet habe, oder wenn ich das Rauschen meines jungen Waldes höre, den ich mit meinen eigenen Händen gepflanzt habe – dann sage ich, daß das Klima meines Vaterlandes doch auch ein klein wenig in meiner Gewalt ist, und daß, wenn in tausend Jahren die Menschen sich glücklich fühlen werden, auch ich an der Begründung ihres Glücks ein klein wenig teilhaben werden. Wenn ich eine junge Birke pflanze und dann sehe, wie sie sich im Winde wiegt, dann erfüllt Stolz meine Seele, und ich … Er sieht den Arbeiter, der ihm auf einem Präsentierteller ein Glas Branntwein reicht. Indessen … trinkt es ist Zeit für mich. Das alles ist wohl nur eine Schrulle von mir. Habe die Ehre.